Vereinshistorie





Ein geschichtlicher Überblick mit Anmerkungen und Erzählungen von Mathias Richter  

Als im Jahre 2011 die Tage des 90-jährigen Jubiläums unserer SG DJK Rot Weiß Hillen 1921/49 Recklinghausen e.V. nahten, dachte ich ebenso wie zehn Jahre zuvor, dass ich auf der Jubiläumsfeier im Oster Saalbau wohl etwas zur Geschichte des Vereins sagen sollte. Allein der Vereinsname „SG DJK Rot Weiß Hillen 1921/49 Recklinghausen e.V.“ fordert geradezu dazu auf, über die Entstehung und Entwicklung des Vereins nachzudenken. Aber wie kann schon ein mit just 46 Jahren vergleichsweise junger Vorsitzender und noch dazu als „Dazugezogener“ Nordmünsterländer etwas über die Geschichte eines 90 Jahre alten Vereins im wohl ältesten Recklinghäuser Stadtteil Hillen am nördlichen Rand des Ruhrgebietes erzählen? Ein paar Überschriften aus den Zeitungen der letzten Jahre zusammensuchen? Das war mir zu wenig. Schon Geschriebenes wieder hervorkramen und einfach wiederholen? Das war mir zu anspruchslos. Was ich in den wenigen und verstaubten Akten fand? Hier ein paar Zeilen über Vorstände und Versammlungen, dort ein paar Bilder über besondere sportliche Erfolge. Zudem gab es in Erinnerung gebliebene Erzählungen von betagteren Hillener Frauen und Männer über die DJK SV Hillen und über den später folgenden, zweiten Verein FC Rot Weiß Hillen. Erzählungen vor allem auch darüber, wie aus diesen beiden Hillener Sportvereinen ein gemeinsamer wurde. Eine von 1921 bis an die Gegenwart heranreichende Dokumentation der wesentlichen Meilensteine und Ereignisse aus der Vergangenheit des Vereins gab es jedoch nicht. Fazit: Die Geschichte der heutigen SG Hillen stand nirgends geschrieben. Und so begann ich in alten Jubiläumsschriften zu blättern, um ein paar erste Hinweise zur Geschichte der heutigen SG Hillen zu finden. Das Ergebnis war übersichtlich. Mehr als ein bis zwei Seiten, die vom jeweiligen Verfasser wohl aus eigener Erinnerung in Windeseile die bewegten Zeiten des Vereins beschrieben, waren kaum zu finden. Die noch ausführlichste Beschreibung der Vereinsgeschichte fand sich in dem Buch „Hillen, Höfe – Häuser – Hügel“. Dort hatte im Jahre 1984 Klaus Rosenkranz die bis dahin wesentlichen Etappen der SG Hillen kurz beschrieben. Doch diese drei Seiten Text konnten doch nicht alles sein, was es über die SG Hillen zu erzählen und zu schreiben gab. Auch meine Anfrage beim Recklinghäuser Stadtarchivar Dr. Matthias Kordes brachte nicht den erhofften Erfolg. Das lag gewiss nicht am kundigen Recklinghäuser Stadtarchivar, sondern vielmehr daran, dass die Geschichte von Sportvereinen in Recklinghausen, so Dr. Matthias Kordes, kaum oder nur zu kleinsten Bruchteilen dokumentiert ist. Was tun? Ich fing an mich umzuhören und Erkundigungen anzustellen. Vom Hörensagen wusste ich, dass Hans Egon Wember, ein bekennender DJK’ler, alte Vorstandsunterlagen hatte und diese wohl tief im Keller aufbewahrte. Mit einem kurzen Besuch in seinem Haus in der Syltstraße 4 konnte ich meine erste „Beute“ machen. Nach ein paar misstrauischen Blicken und dem drohenden Hinweis, dass er alles zurückhaben müsse, rückte er raus, was ich für mein Vorhaben brauchte: Kopien von Originalprotokollen aus den Jahren 1931 bis 1946 und eine umfassende Pressedokumentation aus späteren Jahrzehnten. Mit diesen wertvollen Unterlagen konnte ich vor allem die bislang fast unbekannte und unerwähnte ältere Geschichte des Vereins, die Zeit vor und direkt nach dem zweiten Weltkrieg ein wenig ausleuchten. Der Anfang war gemacht und die Sache begann Freude zu bereiten. Ich wollte nun mehr wissen und noch bestehende, große Lücken in der Vereinsgeschichte schließen. Ich merkte ebenso wie meine einigermaßen überraschte Frau, dass es mir nicht mehr schwer fiel, das mühsame Suchen nach Einzelheiten immer wieder in Kauf zu nehmen und diese ordentlich aufzuschreiben. Der Ehrgeiz hatte mich gepackt. Mit großer Neugier setzte ich meine Geschichtsforschung fort und nutzte jeden sich bietenden und auch selbst herbeigeführten Anlass, um für mein Vorhaben Neues über die 90 Jahre alte SG Hillen zu finden. Beim traditionellen Ostereiersuchen der Altherren II Abteilung auf der Bezirkssportanlage in den Heuwiesen trafen sich immer wieder auch betagte Vereinskameraden und tauschten bei Bier und Schnäppsken unter anderem Geschichten aus der Vergangenheit aus. Ein Gespräch mit Herbert Böhlke, der zwischenzeitlich plötzlich und zu unserem großen Bedauern verstorben ist, förderte zu Tage, dass dieser noch viele Fotos in seinen Unterlagen hatte. Ein von mir erbetener, morgendlicher Frühschoppen einige Wochen später, zu dem ich mit Arthur Goller und Kurt Günzel gleich zwei weitere „rot-weiße“ Vereinsstrategen aus alter Zeit einlud, war eine nahezu unerschöpfliche Fundgrube für eine Verschriftlichung vor allem der jüngeren Geschichte des rot-weißen Teils der heutigen SG Hillen. Hinzu kamen ein Gespräch mit unserem Ehrenvorsitzenden Günter Lindner, ein Besuch bei Gerd Mindermann und weitere Treffen mit alten Weggefährten des Vereins. Und schließlich fand ich mit Norbert Biewald, dem Archivar des Medienhauses Bauer, einen großartigen und sehr hilfsbereiten Unterstützer für mein Vorhaben. In Erinnerung bleiben dabei aus vielen Sitzungen im Marler Zeitungshaus die gemeinsamen und letztlich erfolgreichen Bemühungen, die Lücken in der Vereinsgeschichte der SG Hillen durch ein intensives Studium der Ausgaben der Recklinghäuser Zeitung weitestgehend zu schließen. Die Sache bekam Format und die Seiten füllten sich aufgrund meines Studiums der vielen Jubiläumszeitschriften, die mit ihren Berichten und Bildern bis fast an das Gründungsjahr 1921 heranreichten. Herausgekommen ist diese Vereinschronik, die schon vorhandenes Wissen und geschriebene Details zusammenträgt, die aber auch Neues aus bislang tief verborgenen Unterlagen aus den ersten Jahren des damals noch jungen Vereins zu Tage fördert. Für mich ist dabei ein in Teilen neues und vollkommeneres Bild von der heutigen SG Hillen entstanden. Und gewachsen ist das Verständnis für die noch heute aufbrandende Leidenschaft bei vielen Mitgliedern, wenn diese über die alten Zeiten vor, während und nach der Fusion von DJK SV Hillen und FC Rot-Weiß Hillen laut, manchmal sogar sehr laut, nachdenken. Gewachsen ist aber vor allem die Hochachtung vor den Frauen und Männern, die sich für die SG Hillen zu Beginn und Mitte des vergangenen Jahrhunderts und bis heute eingesetzt haben, vor den Frauen und Männern, die mutig und trotz widriger wirtschaftlicher und politischer Umstände für die Existenz des Vereins gekämpft haben. Wenn man all das vor Augen hat, dann erkennt man den Wert des Vereins für unseren Stadtteil Hillen, dann erkennt man aber auch die eigene Pflicht, das Geschaffene zu behüten und immer wieder weiterzuentwickeln. Eines haben meine Nachforschungen durchweg gezeigt: Die Geschichte des Vereins war in den vergangenen neun Jahrzehnten geprägt von Leidenschaft und Schaffenskraft, sie war und ist bis heute beeinflusst von Religion und Glaube und sie war nie ganz frei von Politik. Vor allem aber war die Geschichte des Vereins geprägt von Höhen und Tiefen. Sportliche Top-Erfolge und existenzbedrohende Krisen wechselten sich immer wieder ab oder fanden gar gleichzeitig statt. Mit einem Blick zurück kann man daher heute, im Jahr 2014, wohl zu Recht sagen: SG Hillen – ein langer harter Weg! Ein Weg, der bestimmte Meilensteine aufweist und besondere Charakteristika des Vereins herausgebildet hat, die nun vorab skizziert werden, bevor sich die Ereignisse dann mit verbliebenen Lücken chronologisch aneinanderreihen. „Der Fusionsverein“

In der Geschichte der heutigen SG Hillen wahrlich ein historischer Moment: Dieser von Erfolgen und Krisen gepflasterte Weg ist bis heute ganz besonders gekennzeichnet durch ein prägendes und für einige Mitglieder auch schmerzhaftes Ereignis im Jahr 1975, durch die Fusion von DJK SV Hillen und FC Rot-Weiß Hillen. In wohl keinem anderen Sportclub dürfte die Fusion zweier Vereine eine so schmerzhafte Geburt gewesen sein, wie in Hillen. Auf der einen Seite der DJK SV Hillen, 1921 hervorgegangen aus einem katholischen Jünglingsverein in Recklinghausen-Ost mit einer starken katholischen Prägung und nach dem Krieg nicht selten Stammverein noch heute namhafter CDU-Größen. Auf der anderen Seite der noch junge FC Rot Weiß Hillen, ein Verein, der nach dem Krieg eher sozialdemokratische Namen aus der Recklinghäuser Kommunalpolitik hervorbrachte. Kein Wunder: Diese Fusion, das war eine Glaubensfrage, ja „Pure Weltanschauung“ titelt die WAZ noch im Jahre 2000. Das war eine Frage von Rot und Schwarz und ein wenig sogar bis heute eine Frage von katholisch oder nicht-katholisch. Das war eine emotionsgeladene Veranstaltung, in der nicht nur Fußball und Sport, sondern auch Politik, Religion und auch die Kirche eine Rolle spielten. Damals, 1975, da ging es um mehr, als um die schlichte Vereinigung zweier Vereine. „Rot Weiß und DJK, im Miniaturformat schien das einer Ehe zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund, zwischen Rot-Weiß und Schwarz-Weiß Essen, zwischen Glasgow Rangers und Celtic Glasgow gleichzukommen“ so schreibt Andreas Rorowski in seinem WAZ-Artikel am 7. Oktober 2000. Und dennoch: Am Ende eines Verhandlungsprozesses, der es protokollarisch durchaus mit den 4 plus 2 Gesprächen im Rahmen der deutschen Wiedervereinigung aufnehmen konnte, stand ein Verein. Die ersten Fusionsgespräche fanden in der Garagenbar von Manfred Henning (DJK SV Hillen) in Recklinghausen-Nord statt, also fernab der Spielstätten der Vereine und somit quasi auf neutralem Boden. Man traf sich in fein austarierter Stärke. Jeweils fünf Verhandlungsführer, darunter für die DJK SV Hillen Hans Görtz, Klaus Rosenkranz, Heinz Hackmann, Hubert Reckenfelderbäumer und der gastgebende Manfred Henning. Für die Rot-Weißen nahmen Günter Lindner, Willi Gruben, Kurt Güntzel, Helmut Schött und Arthur Goller am gedeckten Verhandlungstisch Platz. Die Namen der Teilnehmenden verraten sofort: Die Verhandlungen wurden auf beiden Seiten mit dem jeweiligen Spitzenpersonal geführt. In der Politik würde man eine solche Zusammenkunft wohl als „Elefantenrunde“ bezeichnen. Und so begann die gemeinsame Geschichte beider Hillener Vereine im Recklinghäuser Norden, mit zehn Männern am Tisch in einer Garagenbar am Börster Weg. Mehrfach wurden weitere Fusionsverhandlungen aufgenommen und wieder abgebrochen. Doch letztlich siegte der Wille, einen gemeinsamen Weg gehen zu wollen. Heraus kam später unsere heutige SG Hillen, nachdem im Frühjahr 1975 beide Clubs zur Mitgliederversammlung geladen hatten. Die Vorbesprechungen zu dieser entscheidenden Versammlung fanden jedoch zunächst mit hitzigen Debatten an getrennten Orten statt. Die „Roten“ trafen sich im Sportlertreff an der Castroper Straße, derweil saßen die „Schwarzen“ auf der anderen Straßenseite in der ihnen weitaus vertrauteren Gaststätte Brauckmann. Erst spät am Abend kam man dann zu der Erkenntnis: Nur gemeinsam sind wir stark!   „Der Erfolgsverein“  

Die Erfolgsmannschaft der Hillener Frauen im Jahre 1995 und das Team im entscheidenden Spiel um den Aufstieg in die 1. Frauenfußball-Bundesliga: Monika Leo, Tanja Skorrczak, Anke Kalb, Birgit Schultz, Bianca Hesse, Sandra Beisert (70. Petra Kadura), Angela Thielke (78. Bianca Flaczek), Silke van den Berg, Christina Rühl, Tina Kaczmarek, Iris Walczuch. Kaum ein anderer Verein in Recklinghausen hat so schillernde Erfolge feiern können, wie die SG Hillen. Welcher Verein in Recklinghausen kann schon von sich behaupten, dass er mit der 1. Mannschaft der Fußballsenioren in der Spitzengruppe der Verbandsliga gespielt hat und mit der Frauenmannschaft gleich zweimal in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist. Gleich serienweise wurden in den neunziger Jahren im Seniorenfußball Aufstiege, Stadtmeisterschaften und Turniererfolge erzielt. Der in Hillen stattfindende Ruhrfestspielpokal entwickelte sich über die Grenzen der Stadt Recklinghausen hinaus zu einem Zuschauermagneten und rund um das Vereinsheim „brummte“ es nicht schlecht. Dazu trugen damals sicher auch die zuvor erwähnten und äußerst erfolgreichen Frauenfußballerinnen bei, die nicht nur Bundesligahöhen erreichten, sondern später in neuer Vereinskonstellation mit dem FFC Flaesheim-Hillen sogar im Berliner Olympiastadion im DFB-Pokalfinale standen. Doch in Hillen war von Beginn an nicht nur Fußball trumpf: Wer hätte gedacht, dass der damalige DJK SV Hillen vor dem zweiten Weltkrieg ein sehr erfolgreicher Verein für Leichtathletik war. Nur das Stöbern in älteste Protokolle der Vorkriegszeit förderte zu Tage, dass unser damaliger Vereinskamerad Fritz Rumpeltien bei den Stadtmeisterschaftskämpfen im Speerwerfen mit einem Wurf über 54,56 Meter im Jahre 1931 den Stadtmeistertitel gewinnen konnte. Besser noch: In Hillen konnte man nicht nur weit werfen, sondern auch schnell laufen. Das Protokoll der Mitgliederversammlung aus dem Jahre 1931 verrät auch, dass das Mitglied mit Namen Wille im 3000m Lauf ebenfalls den Titel des Stadtmeisters erringen konnte. Und wer hat eigentlich bis heute zur Kenntnis genommen, dass vor allem unsere im Jahre 1978 gegründete Jiu-Jitsu-Abteilung unter der Leitung von Dieter Herrmann herausragende Erfolge feiern konnte. Für die SG Hillen errang er mit seinen Kampfsportlern einige Norddeutsche Meistertitel und obendrauf vier Deutsche Meistertitel. Als Erfolg darf sicher auch gewertet werden, dass es von Beginn an bis in die heutige Zeit gelungen ist, ein Breitensportverein zu bleiben. Sicher, der Fußball spielte immer die alles dominierende Rolle. Aber stets wurde darauf geachtet, dass auch andere Sportarten ihren Platz finden konnten. In den Anfangsjahren war es der Handballsport und die Leichtathletik. Nach dem Krieg kamen neue Sportarten auf und mit dem Tischtennissport und dem Kampfsport wie Jiu Jitsu und Tae Kwon Do wurde das Sportangebot erweitert. Zudem vergrößerte sich vor allem in der jüngeren Vergangenheit die Anzahl der Turngruppen, in denen heute fast 100 Frauen und Kinder aktiv sind. Es wird nach der leider notwendigen Abmeldung der Tischtennis-Abteilung sowie der Kampfsportgruppen in den nächsten Jahren darauf zu achten sein, dass die Vielfalt der Sportarten wieder ausgebaut wird. Der Krisenverein     Die Geschichte der SG Hillen ist natürlich nicht nur eine Erfolgsgeschichte. Es gab mehr als eine Krise zu bewältigen – Krisen, die zweifelsfrei die Existenz des Vereins in Frage stellten. Die erste Krise kam schnell. Nicht länger als 13 Jahre sollte der damalige DJK SV Hillen offiziell bestehen dürfen, bevor ihn die Nazis durch Verbot des DJK-Verbandes auflösten. Danach folgte wohl eine Zeit des stillen Widerstandes ohne aktive Vereinsbetätigung. Der Spielbetrieb wurde durch Verbot eingestellt und die letzte Mitgliederversammlung fand nach den vorliegenden Unterlagen im Januar 1935 statt. Selbstverständlich zählen die folgenden Jahre der Unruhen, der nationalsozialistischen Unterdrückung und des zweiten Weltkrieges zur Geschichte der SG Hillen – auch, weil viele Mitglieder insgeheim aktiv blieben und daher schon im Jahre 1946 sehr zeitnah nach Kriegsende in der Lage waren, den Verein auch offiziell wiederzubeleben. Keine Krise, jedoch eine bewegte und kritische Phase war später ganz sicher auch der schon erwähnte Fusionsprozess zwischen den beiden selbstbewussten Vereinen DJK SV Hillen und FC Rot Weiß Hillen, der kurz darauf einherging mit einer Verlagerung des Sportplatzes. Doch all diese Veränderungen meisterte die heutige SG Hillen. Und mehr noch: Der Erfolg auf dem grünen Rasen fand Anerkennung und Unterstützung über die Grenzen der Stadt hinaus, denn in den 80er und 90er Jahren gelang der große Aufstieg des Herrenfußballs in Hillen – bis in die Spitze der Verbandsliga. Was jedoch verborgen blieb: Der Erfolg hatte keine solide und geordnete finanzielle Basis, sondern wurde zuletzt von extremen finanziellen und administrativen Unregelmäßigkeiten begleitet. Steuererklärungen wurden über Jahre nicht abgegeben und die Gemeinnützigkeit war Mitte der 90èr Jahre längst dahin. Bedingt dadurch, dass nicht mehr ordentlich gewählte Vorstände das Vereinsgeschehen bestimmen konnten, sondern fast allein das für hochklassige Spieler notwendige Geld regierte, musste der Verein Mitte der 90er Jahre unter einer erdrückenden Schuldenlast gegenüber den Finanzbehörden und anderen Gläubigern einen schmerzvollen Absturz erleiden. Dem vorhin dargestellten, sportlichen Aufstieg folgte der rasante Niedergang und die Existenz des Vereins stand auf dem Spiel. Doch letztlich konnte der Verein gerettet werden. Der Preis dafür: Der sportliche Erfolg auf dem grünen Rasen blieb für die nächsten Jahre aufgrund der vom neuen Vorstand verordneten Sparsamkeit aus. So wie damals gelang es dem Verein immer wieder, existenzbedrohende Krisen zu meistern. Manchmal am Rande des Abgrunds fanden sich dann doch immer wieder neue Frauen und Männer die den Verein wieder in geordnete Bahnen lenkten oder gar neu aufbauten. Das war im DJK Verein nach dem Krieg so, das war bei Rot-Weiß Hillen bei der Gründung im Jahre 1949 so. Das war so, als es den schwierigen Fusionsprozess zu bewältigen galt und das war so Ende der 1990er Jahre, als die Finanz- und Führungskrise den Verein ohne Vorstand, dafür aber mit einem Haufen Schulden hinterlassen hatte. Die Herausforderungen waren stets groß – aber immer hat es die SG Hillen geschafft. „Der Jugendverein“  

Von Beginn an hat die heutige SG Hillen auf eine starke Jugendabteilung gesetzt. Und bis heute ist die Jugendabteilung mit über 250 Kinder und Jugendlichen die stärkste Abteilung im Verein. Nach zwischenzeitlichen Schwierigkeiten ist die Vereins-Fußballjugend wieder in allen Jahrgängen mindestens mit einer Mannschaft besetzt. Und auch die Qualität der Fußballjugend wächst neu heran! Von Beginn an ging es in beiden Vereinen, sowohl bei der SV DJK Hillen im Jahre 1921 als auch bei der Gründung des FC Rot Weiß Hillen im Jahre 1949 vor allem um die Förderung der Jugend. Dies wird in vielen Niederschriften und Grußworten zu den Jubiläen deutlich. Deutlich wurde dies in der Vergangenheit aber auch durch starke und erfolgreiche Jugendabteilungen in beiden Vereinen. Dabei ging es nicht nur um die sportliche Spitzenleistung, sondern – wie immer wieder in den Protokollen und Festzeitschriften betont wird – vor allem auch um Gesundheit, Wertevermittlung und Erziehung. So heißt es in der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum des FC Rot Weiß Hillen: „Jugendleiter und Betreuer bemühten sich, den Jugendlichen die richtige Einstellung zum Leben und dem Sport zu geben.“ Dass diese Ziele schon in der frühen Vereinsgeschichte hoch im Kurs standen, wird später eine kleine Anekdote offenbaren, die das Schicksal eines jungen DJK’lers beschreibt, der lieber um die Häuser zog, als dem geregelten Sportbetrieb nachzugehen. Bis heute arbeitet der Verein immer wieder mit großem Engagement daran, die Jugendlichen des Stadtteils Hillen und darüber hinaus zu erreichen und sportlich zu aktivieren. Und zwar nicht nur im Bereich Fußball, sondern auch in den Kinderturngruppen, die 1974 beim FC Rot Weiß Hillen von Gisela Madry aufgebaut wurden und die bis heute mit großem Zuspruch aktiv sind. Die SG Hillen war vor allem in den 90er Jahren ein Verein, der im gesamten Fußballkreis zu den ersten Adressen im Jugendfußball gehörte. Vor allem Horst Czeldar, Reinhold Karnik und Karl-Heinz Berger haben diese Entwicklung ermöglicht und in ihren Amtszeiten viele Aufstiege, Meisterschaften und Pokalsiege feiern können. Und bis heute ist die Fußballjugend-Abteilung so etwas wie eine Lebensversicherung für den Verein. „Der Verein mit Freunden“    

Von Beginn an hat sich die SG Hillen sehr intensiv um den Austausch mit unseren Freunden aus den Partnerstädten bemüht. Derzeit arbeitet der Verein daran, den Austausch unter anderem mit den Partnerstädten im Jugendbereich neu zu beleben. Konkretes Beispiel dafür ist das Internationale Hillener Jugendturnier für U 11 Mannschaften, das alljährlich und in 2014 zum vierten Mal auf der Hillener Platzanlage unter Beteiligung der Jugendmannschaften aus fast all unseren Partnerstädten stattfindet.  

Im Jahre 1956 ging die Stadt Recklinghausen mit der nordenglischen Stadt Preston eine erste Städtepartnerschaft ein. Es folgten 1965 die Städtepartnerschaften mit der nordfranzösischen Stadt Douai, 1974 mit der niederländischen Stadt Dordrecht, 1978 mit der israelischen Stadt Akko, 1989 noch vor der Wende mit der thüringischen Stadt Schmalkalden und im Jahre 2000 mit der polnischen Stadt Bytom. Diese Städtepartnerschaften haben in der Vergangenheit bis hin zu den aktuellsten Planungen für die SG Hillen immer eine recht große Bedeutung gehabt. Ganz offensichtlich, so geht es aus den Unterlagen hervor, war es das Interesse des Vereins, diese Partnerschaften der Heimatstadt Recklinghausen mit anderen Städten im Bereich des Sports mit Leben zu erfüllen. Besonders intensiv ist die Verbindung wohl von Beginn an mit der niederländischen Stadt Dordrecht und dort mit dem DFC Dordrecht gewesen. Bereits wenige Wochen nach der Gründung der Städtepartnerschaft traf sich die Vertretung der Alt-Herren-Abteilung des DJK SV Hillen im Eintracht Stadion zu einem sportlichen Vergleich mit den neuen Freunden aus den Niederlanden. Vor dem Spiel tauschten Hillens Kapitän Hans-Egon Wember und der Spielführer der Dordrechter, Piet Punt, die Erinnerungswimpel aus. Auf der niederländischen Seite wirkte unter anderem Jan de Jager als ehemaliger Spieler von Feyenoord Rotterdam und der niederländischen Nationalmannschaft mit. Das Spiel endete mit einer 3:7 Schlappe für die Hillener, die sich jedoch noch im November des gleichen Jahres mit einem 1:0 beim DFC Dordrecht revanchieren konnten. Fast überflüssig zu erwähnen, dass nach den Spielen weitere Programmpunkte anstanden, die an Geselligkeit und Heiterkeit nichts vermissen ließen. Während die dritte Halbzeit des Hinspiels in der Hillener Gaststätte Brauckmann endete, feiert die 27-köpfige Delegation aus Hillen nach dem 1:0 Auswärtsieg mit den Dordrechtern den dortigen Karnevalsauftakt. Zuletzt kam es im Jahre 2001 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 80-jährigen Jubiläum der SG Hillen zu einem Besuch der Dordrechter auf der Platzanlage in Hillen. Es siegte der Gastgeber vom Quellberg nach einem packenden Spiel mit 4:3 Toren. So oder so ähnlich fanden von Zeit zu Zeit auch gegenseitige Freundschaftsspiele sowie Aktionen des Jugendaustausches mit den anderen Partnerstädten Recklinghausens statt. Hervorgehoben wird dabei vor allem der Jugendaustausch mit Preston und Douai. Unvergessen wird wohl auch das in Recklinghausen stattfindende Spiel der SG Hillen gegen die Mannschaft des mehrfachen tschechoslowakischen Meisters von Baník Ostrava am 21. Juli 1988 bleiben. Das Spiel kam zustande, weil Rot-Weiß Oberhausen aufgrund einer just erfolgten Vereinspleite ihr vereinbartes Spiel gegen die damaligen Tschechoslowaken absagen musste. Die SG Hillen sprang kurzerhand ein und organisierte unter der Leitung des Abteilungsleiters Gerd Mindermann ein hervorragendes Fußballfest, das Baník Ostrava, das sechs Nationalspieler im Team hatte, haushoch mit 9:1 gewann. Das Tor für die SG Hillen schoss Mittelstürmer Markus Baschista. Den Gästen gefiel es in Hillen so gut, dass eine Gegeneinladung nicht lange auf sich warten ließ. Bereits im darauffolgenden Jahr und noch vor der Wende kam es zum Besuch in der Tschechoslowake. Zeitzeugen des damaligen Geschehens verschweigen nicht, dass es dabei „hoch“ hergegangen sein soll. Weitere gegenseitige Besuche folgten und persönliche Beziehungen wurden aufgebaut. Die Verbundenheit mit anderen Vereinen aber auch die Hilfsbereitschaft bei schweren Katastrophen in fern gelegenen Regionen der Welt zeichnete die SG Hillen vor allem wieder in der jüngeren Vergangenheit aus. So konnten im Jahre 1999 dank einer Benefizaktion mit interessanten Fußballspielen rund 6.000 DM für die Erdbebenregion in der Türkei gespendet werden. Und erst im Jahre 2011 gelang es, durch ein gut besuchtes und bestens besetztes U 10 Turnier über 2.000 Euro für die Erdbebenopfer auf Haiti zur Verfügung zu stellen. Das „Hillener“ Geld reichte dazu aus, dort eine komplette Schule neu zu errichten. Derzeit arbeitet der Verein daran, den Austausch unter anderem mit den Partnerstädten im Jugendbereich neu zu beleben. Konkretes Beispiel dafür ist das Internationale Hillener Jugendturnier für U 11 Mannschaften, das alljährlich und in 2014 zum vierten Mal auf der Hillener Platzanlage unter Beteiligung der Jugendmannschaften aus fast all unseren Partnerstädten stattfindet. In diesem Zusammenhang fand in 2012 eine viertägige Reise der U 11 der SG Hillen nach Polen statt, die dort gemeinsam mit den Spielern von Polonia Bytom an den Eröffnungsfeierlichkeiten zur Europameisterschaft 2012 teilnehmen konnten. Und im Mai 2012 gastierte eine hochklassige Jugendmannschaft vom finnischen Erstligisten JJK Jyväskylä in Hillen. Im Jahr 2013 wurde dieses Engagement im Bereich des internationalen Jugendaustausches nochmals ausgeweitet, denn am 6. und 7. Juli 2013 kamen insgesamt 20 Mannschaften aus fünf Nationen und drei Recklinghäuser Partnerstädten nach Hillen, um den 3. Internationalen SG Hillen Cup zu gewinnen. Die beschriebenen Merkmale und Charakteristika des Vereins markieren einige Meilensteine und dokumentieren vorab Höhen und Tiefen in der 90-jährigen Vereinsgeschichte. Doch zwischen diesen Höhen und Tiefen, zwischen diesen Meilensteinen vor und nach der Fusion und vor allem in den Anfangsjahren des Vereins fand natürlich eine Menge mehr statt in der DJK SV Hillen, im FC Rot-Weiß Hillen und in der heutigen SG Hillen. Mit großer Neugier habe ich zunächst die ersten Jahre der DJK SV Hillen unter die Lupe genommen, dann die schreckliche Repression durch das Nazi-Regime aus den Unterlagen erfahren um dann mit Bewunderung die Tapferkeit und Schaffenskraft derjenigen Vereinskameradinnen und Vereinskameraden in den Blick zu nehmen, die unseren Verein nach dem Krieg wiederbelebt haben. Zu bewundern war auch der Mut und die Einsicht zur Fusion und die dann in den 90er Jahren notwendige Kraft, selbstverursachte Krisen immer wieder zu meistern. Damit habe ich vorerst nur wenige Meilensteine der Vereinsgeschichte markiert. Es folgt in Kürze in Buchform eine bis an die Gegenwart heranreichende Chronik des Vereins.